Version 2.0 des Grachten-Gürtels

Ein Grachtenhaus aus 3D-Print: es klingt nach Science Fiction, doch inzwischen wachsen die Mauern Zeile für Zeile. Wer die Fähre nach Amsterdam-Noord nimmt, kann es mit eigenen Augen sehen.

Knapp über dem Wasser, hinter dem Eye und dem Tolhuistuin, steht die weiße Baubaracke, in der alles passiert. Beim Eintreten hört man den 3D-Drucker hin- und hergleiten – das Maßstabsmodell zu seinem gigantischen Bruder im Garten, dem Kamermaker. Speziell entwickelt, um 3D-Drucke auf einem höheren, oder besser gesagt, größeren Niveau zu erstellen. Hier werden keine kleinen Objekte, Instrumente oder Prothesen gedruckt, sondern gleich ein ganzes Haus.

Die Architekten von DUS waren von der Realisierbarkeit der Idee überzeugt und schritten zielstrebig zur Tat. Wir stehen an der Schwelle zu einem neuen Goldenen Zeitalter, sagen sie in ihrer Broschüre: Hier wird an einer Version 2.0 des Grachten-Gürtels gearbeitet. Die Auswirkung auf den Bauprozess ist gewaltig. Der bewegliche Drucker übernimmt die ganze Arbeit an Ort und Stelle, wodurch viele Arbeitsstunden sowie der Transport wegfallen. Bauabfall ist Vergangenheit, denn es wird genau das gedruckt, was gebraucht wird. „Wir können im Gegenteil Abfall für die Herstellung gebrauchen", so Ausstellungsmanager Tosja Backer. „Der Prozess wird nachhaltiger und kostengünstiger, außerdem ist das Haus schneller fertig. Das Schöne ist, dass man mit 3D wieder sehr gut Details hinzufügen kann, ohne dass Mehrkosten entstehen: die Ornamente aus vergangener Zeit kommen in einer neuen Variante wieder."

Aber so weit ist es noch nicht. „Es bedeutet, das Rad ganz neu zu erfinden," so Backer. „Lernen durch tun." Das geschieht mit offenen Karten, die Baustelle ist für jeden zugänglich – Open Source-Design nennt sich das. Auch die Cross-Sektor-Zusammenarbeit wird dadurch beflügelt. Heijmans macht sich mit Gedanken über die Konstruktion, Chemiekonzern Henkel liefert die (Bio)Kunststoffe, aus denen das Haus entsteht. In ungefähr drei Jahren muss das erste gedruckte Grachtenhaus der Welt fertig sein. "Das bedeutet nicht, dass die Forschung dann aufhört", sagt Backer. "Wir werden die Möglichkeiten von 3D sicherlich weiter erkunden."

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